Stahl labil
Friederich Werthmanns skulpturales Formemp nden entspringt nicht dem klassisch tradiertem Bildhauerkonzept, dass etwa die Skulptur aus dem Stein oder Holz als festem Material herauszuschlagen sei oder sie mit den Häneden aus Ton o.ä. zu formen. Diese Bilderfahrungen hat Werthmann bereits in seinen frühen Jahren gemacht, er versuchte sich in Keramik, er schuf Formen im Stil von Arp aus Sandstein, er baute Skulpturen aus Zement und Beton. In diesen Materialien ist vieles form- und gestaltbar wie ein scheinbar ungehinderter, kreativer Prozess, begleitet vielleicht von Eingebungen oder einer musischen Begegnung.
Für Werthmann war dies niemals eine Option. Sein Gestaltungswille konnte sich erst im Widerstand gegen den Werkstoff Stahl entwickeln. Er wollte diesem Material neue Formen entringen - sehr wohl wissend, dass dem Stahl mit klassischer Modellierung nicht beizukommen ist. Die Energie dessen Form zu ändern ist in etwa gleich der Energie, die den Werkstoff erzeugt: Feuer, Schmelzen, Schweissen, Verbiegen.
Stahl ist Gewicht und Kraft, Stabilität und Statik - Werthmann stellt sich dagegen mit dem Willen, dies alles ins kreative Gegenteil zu verkehren. Er schafft es z.B. dadurch, dass er das Material in einen labilen Zustand bringt. Er zerlegt anfangs den Stahl in kleine Teile und schweisst daraus eine grosse Form, die Bewegung darstellt und auch leicht in Schwingungen zu versetzen ist. Diese Skulpturen zeigen den Stahl nicht im Zustand seiner Stabilität und Schwere, sondern in seiner Auflösung. Als frühe Beispiele sind hier zu nennen die "Strukturica" von 1958 und die "Struktur Remanit" von 1959:
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